EINE REISE DURCHS FUßBALL-LAND

Der gebürtige Rotenburger Sascha Kurzrock hat ein Reisebuch zur EM geschrieben

Eine Reise durchs Fußball-Land

Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land naht. An Karten zu kommen, ist ein Glücksspiel – und sowieso nicht billig.

Rotenburg – Doch rund um die Spiele gibt es für Fußballfans viel zu entdecken: Neues, Originelles, vor allem aber Tradiitionsreiches. Was das sein kann, darüber hat der gebürtige Rotenburger Sascha Kurzrock ein Buch geschrieben:

den Reiseführer „Deutschlandreise EM 2024“. Untertitel: „Ein Fußball-Reiseführer zu Deutschlands EM-Städten.“ Und aus diesem Buch liest er am morgigen Freitag in Rotenburg (siehe Kasten).

Kurzrock ist in der Rotenburger Sportszene kein Unbekannter. Anfang der Nuller-Jahre hütete er das Handballtor der TG Rotenburg, später war er in Eschwege, Südniedersachsen und als Trainer auch noch einmal in Gensungen aktiv.

Aber seine große sportliche Liebe gehört dem Fußball – und da vor allem dem 1. FC Köln. Fan wurde er, als die deutsche Nationalmannschaft bei der EM 1988 im eigenen Land im Halbfinale an den Niederlanden scheiterte (er dachte aber, weil er als Kind das Spiel nicht zu Ende sehen durfte, am nächsten Morgen, dass die deutsche Elf im Finale stünde). Zum Effzeh fand er ungefähr zeitgleich zu den besten Zeiten von Dribbelkünstler Pierre Littbarski.

Doch Sascha Kurzrock hat noch ein zweites großes Hobby: Er schreibt gern über Fußball, hat seit einiger Zeit einen Fußball-Blog im Internet mit dem Namen „11km.de“ also vom Titel her angelehnt an die Fußball-Zahl 11 und an Entfernungen, die er zurücklegt. Titel: „99 Orte, die Fußballfans gesehen haben müssen!“

Daraus wurde 2022 ein Buch: „Fußball - eine Deutschlandreise“. Und das fand Anklang, wie Kurzrock erzählt. „Da war dann vor der EM schnell die Idee geboren, einen weiteren Reiseführer zu schreiben.“ Und so machten sich Sascha Kurzrock und seine Frau an Wochenenden und in den Schulferien auf den Weg quer durch Deutschland zu den zehn Austragungsorten der EM. „In jeder Stadt waren wir mindestens einmal, in vielen auch drei- oder sogar viermal“, erzählt der Autor. „Wenn ich etwas Interessantes gesehen habe, habe ich es sofort aufgeschrieben“, erläutert er. Und interessant, das sind für Sascha Kurzrock nicht allein Stadien oder Museen. Kleinode sind dabei wie das Haus, in dem Borussia Dortmund gegründet wurde und das heute ein Currywurst-Imbiss ist. Oder das Mini-Geißbockheim im Kölner Zoo, in dem man Hennes, das Effzeh-Maskottchen, besuchen kann. Auf Schalke der Sportshop, den Rüdiger Abramczik betreibt. Natürlich gibt es auch eine Gourmet-Kritik zu einem Döner aus dem Imbiss, aus dem Kevin Großkreutz sein legendäres Wurfgeschoss hatte. Oder einen Besuch auf der Düsseldorfer Bolkerstraße, wo Fußball in der Altstadt live geschaut wird.

Manche Orte liegen auf der Hand (wie das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund), andere sind versteckt oder einfach nur skurril. Den Blick dafür hat Kurzrock – und die Kontakte auch. „Das kam durch den Blog, da knüpft man ein Netzwerk, und dann öffnen sich Türen“, erklärt er. „Man kennt Menschen in den Vereinen in den Städten, die kennen dann wieder andere ...“ So fand auch die Pension, die Hansi Pflügler betreibt, Aufnahme im Buch, Oder die Herrentoiletten im Stuttgarter Stadion, die mit Schießscharten-artigen Sichtschlitzen jederzeit einen Blick aufs Spielfeld gewähren.

Seine Lieblingsstädte? Obwohl Kurzrock dem Ruhrgebiet am Ende ein Extra-Anhangskapitel widmet, nennt er Berlin („Da waren wir 1993 mit Jugend trainiert für Olympia“) und Leipzig („Für einen Fußball-Traditionalisten wie mich natürlich ein Albtraum, aber die Menschen sind einfach klasse“).

Und als Traditionalist sieht er sich selbst: „Ich bin da wohl einfach in der Zeit etwas hängengeblieben.“ Natürlich verfolgt er die Spiele der Nationalelf, hat sich – allerdings vergeblich – um Karten bemüht. „Aber der Kommerz des modernen Fußballs, das ist nicht meine Welt.“

Gleichwohl glaubt er: „Es kommen Gäste aus ganz Europa, das ist toll, das Land wird eine Euphorie erleben. Wir werden auch ohne Karten in die Städte fahren und die Orte erleben, an denen Fußball wirklich gelebt wird.“

Wer es ähnlich halten will und dabei so manche tolle Entdeckung machen möchte, dem sei Kurzrocks Buch ans Herz gelegt. Erste Eindrücke gibt es morgen bei seiner Lesung in Rotenburg.

Sascha Kurzrock: „Deutschland - eine Fußballreise“. Paperback, 152 Seiten. Arete-Verlag Hildesheim 2024, 24 Euro

(Rainer Henkel)

Zur Person

Sascha Kurzrock (44) ist gebürtiger Rotenburger. In jungen Jahren spielte er Fußball beim TSV Baumbach, wechselte dann aber die Sportart. Als Handballer stand er unter anderen bei den Landesligisten TG Rotenburg und Eschweger TSV im Kasten, später war er Torwarttrainer in Gensungen. Wirklich gepackt aber hat ihn dann doch wieder der Fußball: Kurzrock jubelt beziehungsweise leidet mit dem „Effzeh“ in Köln, vor allem aber schreibt er über Fußballkultur und Fußballorte, die man gesehen haben sollte: in seinem Fußball-Blog „11km“, seinem ersten Buch „Fußball - Eine Deutschlandreise“ und nun dem Nachfolger „Reiseführer zu Deutschlands EM-Städten“. Hauptberuflich arbeitet Kurzrock als Lehrer an einer Haupt- und Realschule in Homberg/Efze. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Göttingen.

rai

2024-04-18T06:26:02Z dg43tfdfdgfd