ER BEREISTE ALLE LäNDER – WELTENBUMMLER VON MELSUNGEN üBERRASCHT

Melsungen

Er bereiste alle Länder – Weltenbummler von Melsungen überrascht

197 von 197: Wenn jemand den Titel Weltenbummler verdient hat, dann der Schwede Christofer Olofsson. Dabei kam er auch in Melsungen vorbei.

Melsungen – Je nach Zählart hat Christofer Olofsson mehr Länder besucht, als es auf der Welt gibt – oder eben alle. Auch wenn er die schönsten Orte der Welt besucht hat, der Schwalm-Eder-Kreis und vor allem Melsungen seien ein Tipp, sagt der sympathische 42-Jährige aus Ystad. Wir haben mit ihm über seine Reisen, die schönsten Plätze und Tipps gesprochen, die er für unsere Leser hat. Zum Zeitpunkt des Interviews war Olofsson im afrikanischen Somalia unterwegs.

Christofer, du hast 197 Länder besucht. Natürlich möchte jeder wissen, was man deiner Meinung nach unbedingt gesehen haben sollte.

Es ist immer schwer, einen Favoriten auszuwählen. Ich kann unmöglich, alle Abenteuer vergleichen. Aber da ich gerne wandere, kommt mir immer Nepal in den Sinn. Ein Paradies für Wanderer. Und der Pazifik ist mein Lieblingsort, wenn wir von einem echten, unberührten Paradies sprechen. Tuvalu, Kiribati (beides pazifische Inselstaaten) zum Beispiel. Es ist so schwer, dorthin zu gelangen, dass man es ganz für sich allein hat. Auf jeden Fall erwähnenswert ist auch Südamerika. Es gibt dort die beste Backpacking-Kultur. Die Natur in Venezuela war außerdem atemberaubend schön.

Wo würdest du nicht noch einmal hinfahren wollen?

Da würde ich wohl einige westafrikanische Länder nennen.

Warum?

Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich sehr glücklich bin, dass ich die Chance hatte, das zu erleben, und es war definitiv eine meiner besten Reiseerinnerungen. Dort gibt es wirklich einige einzigartige Orte. Aber wegen der vielen Visa und weil es so schwierig und teuer ist, in viele dieser westafrikanischen Länder zu reisen, mache ich eher nicht noch mal.

Du berichtest von der großen Gastfreundschaft der Menschen – hattest du Glück oder hat es auch damit zu tun, wie du auf die Menschen zugehst?

Ein breites Lächeln ist immer das beste Mittel, wenn man reist. Wenn jemand wütend wird, antworte mit einem Lächeln – das ist meine Devise.

Das hilft?

Ja, und wenn jemand richtig wütend wird, lächle wieder und tu so, als würdest du die Sprache nicht verstehen (lacht). Tatsächlich ist es wichtig, unvoreingenommen zu sein und Vertrauen zu haben. Aber du solltest alle Menschen so behandeln, als wären sie deine besten Freunde, auch wenn du sie noch nie zuvor getroffen hast.

Wie finanzierst du deine Reisen?

Ich lebe nicht das schwedische „Haus, Volvo und Hund“-Leben, sondern versuche, alles Unnötige wegzulassen, wenn ich zu Hause bin. Warum sollte ich 100 Euro in einer Bar ausgeben, wie meine Freunde es tun, wenn ich ein Flugticket für den gleichen Preis bekommen kann? Mir ist materielles Denken fremd – ich schaue kein Netflix oder hänge so rum. Wenn ich zu Hause bin, arbeite ich viel, wenn ich noch mehr arbeiten kann, sage ich auch nicht nein. Das ist mein Preis für ein Leben auf Reisen.

Auf deinen Reisen versuchst du, möglichst günstig zu leben.

Ja, klar, ich reise so billig wie möglich – ich liebe zum Beispiel Hostels. Und nur Leute, die viel Geld in teuren Hotels ausgeben, beschweren sich über das Hotel, den Poolblick, die schlechte Klimaanlage oder das schlechte Frühstück. Buche eine billige Jugendherberge und du kannst dich über nichts beschweren.

Hast du Tipps für das Reisen?

Der größte Fehler, den viele machen, ist, dass sie herumlaufen und von einer großen Reise träumen, aber Angst haben, den Schritt zu wagen.

Als ich mit der Schule fertig war, träumte ich davon, diese „magische lange Rucksackreise“ zu machen. Und alle Freunde, die ich gefragt habe, waren von der Idee begeistert und sagten mir, dass sie mich begleiten würden. Nach einem Jahr Sparen habe ich sie wieder gefragt. Aber sie hatten kein Geld. Ein Jahr später konnten sie nicht reisen, weil sie Karriere machen wollten. Im nächsten Jahr war es die Freundin, die sie davon abhielt.

Also bist du alleine losgezogen.

Genau. Das war die beste Entscheidung überhaupt. Denn du bist nie allein, wenn du reist. Einfach anfangen – egal wo. Ob Thailand oder Südamerika, das spielt keine Rolle.

Zur Person

Christofer Olofsson (41) kommt aus der schwedischen Stadt Ystad. Er hat gerade alle 197 Länder der Welt besucht. Turkmenistan war das letzte Land. Die Zählung, die Olofsson zugrunde legt, sind die 193 von der UN akzeptierten Länder und zusätzlich Vatikanstadt, Taiwan, Kosovo und Palästina. Nach Aussage von Olofsson gebe es mehr Menschen, die den Weltraum besucht hätten, als alle Länder der Welt. Erst bei diesem Vergleich werde deutlich, wie viel Arbeit hinter diesen Reisen stecke. Den Entschluss, alle Länder der Welt zu bereisen, habe er erst vor fünf Jahren gefasst. Zuvor sei er zwar schon viel gereist, aber erst als er von der Umsetzbarkeit des Vorhabens las, machte er sich selbst an das Projekt. Über seine Reisen informiert er in den sozialen Netzwerken.

Wie geht es dir jetzt, wo du alle Länder der Welt bereist hast – ist da eine Leere?

Nein, im Gegenteil – ich fühle mich befreit. Endlich kann ich viel entspannter eine Reise planen (lacht).

Vorher war alles durchgeplant.

Schon – wenn dein Ziel ist, alle Länder zu bereisen, dann muss man das wirklich planen. Alle Visa vorzubereiten ist eine Menge Arbeit. Und wenn du zum Beispiel nach Südamerika willst, dann solltest du dort nicht ein Land vergessen.

Wie landet man dann plötzlich in Melsungen?

Was mir an diesem Teil Deutschlands gefällt, ist, dass man so viele tolle, einzigartige Städte entdecken kann, von denen man eigentlich noch nie gehört hat. Ich war auf der Autobahn unterwegs und sah das Schild nach Melsungen und beschloss, einfach dorthin zu fahren. Ich war so überrascht: Was für eine erstaunliche Stadt. Ich kann nicht verstehen, dass ich als schwedischer Reisender nie von Melsungen gehört habe. Ich habe mich dann weiter umgeschaut und mochte auch Hessisch Lichtenau sehr.

Die Nordhessen sollen grummelig sein, wie hast du uns erlebt.

Ich fand es toll. Es hat sich sehr entspannt bei euch angefühlt. Die Menschen haben eine starke Liebe zu ihren Städten, sie gehen in ihre örtlichen Bäckereien, in die örtliche Kneipe. Ich hab’s geliebt.

Was nimmst du nach all den Reisen mit?

Ich beschwere mich nicht über Kleinigkeiten, ich schätze die Dinge im Leben sehr. In Angola habe ich Menschen getroffen, die nie zuvor ein Weißen gesehen hatten – das war ein wirklich augenöffnendes Abenteuer. Ich wünschte, alle Menschen könnten so eine Erfahrung machen.

Mehr Bilder von Olofsson auf Instagram @christravel100 (Damai D. Dewert)

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