KARL LAUTERBACH SPRICHT VON EINER HALBEN MILLION LONG-COVID-KRANKEN

Die Pandemie ist vorbei, doch Langzeitfolgen machen vielen noch zu schaffen. Der Gesundheitsminister geht von einer halben Million Betroffenen aus, Tendenz steigend. Dennoch spricht er von einem »Wendepunkt«.

Rund eine halbe Million Menschen sind in Deutschland chronisch und dauerhaft an Long Covid erkrankt. »Das Problem Long Covid ist ungelöst«, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach dem dritten Runden Tisch zu Long Covid. »Wir müssen auch davon ausgehen, dass es mehr werden.« Nach jeder Infektionswelle kämen neue Langzeiterkrankte hinzu, darunter auch Geimpfte und schon einmal an Covid Erkrankte.

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Für viele Formen von Long Covid gebe es noch keine Heilung. Darunter versteht man teils schwere Beschwerden wie Erschöpfung, Brain Fog oder Atemnot, die nach einer akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder neu auftreten. Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach Infektionen.

Dies sei auch ein Problem für den Arbeitsmarkt, da viele der Erkrankten dauerhaft nicht mehr arbeiten könnten. Lauterbach zufolge ist eine Long-Covid-Erkrankung zudem mit einem erhöhten Risiko verbunden, an Demenz zu erkranken. »Wir müssen davon ausgehen, dass eine Welle von Demenzkranken auf uns zu kommt«, sagte der SPD-Politiker.

Lauterbach sieht »Wendepunkt« bei der Versorgung der Erkrankten

Bei der Versorgung der Betroffenen habe sich jedoch etwas getan, so Lauterbach. Langsam baue sich ein flächendeckendes Netz von Expertinnen und Experten auf, was die Versorgung verbessere, sagte der Minister. Dies sei »wirklich ein Wendepunkt«, an dem sich Behandlung und Forschung befänden. Es sei gelungen, die entsprechenden Akteure wie Universitäten, Kinder- und Hausärzte stärker zu vernetzten. Deutschlandweit bildeten sich Kompetenzzentren zu Long Covid, betonte der SPD-Politiker. Mit der Forschung gehe es ebenfalls voran: Förderrichtlinien seien veröffentlicht worden, Ausschreibungen liefen.

Lauterbach zufolge fließen insgesamt 150 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung. Deutschland nehme damit in Europa einen Spitzenplatz ein, sagte der Minister. »Nirgendwo wird so viel ausgegeben.« Zuletzt hattte es Kritik an Forschungsministerin Stark-Watzinger gegeben, dass diese zu wenig in die Entwicklung von Medikamenten gegen Long Covid investiere.

Die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, Carmen Scheibenbogen, betonte, dass es weiterhin eine große Herausforderung sei, die Versorgung der Long-Covid-Erkrankten zu organisieren. Es gebe »unzureichende Versorgungsstrukturen« und keine heilende Behandlung. Notwendig sind der Medizinerin zufolge unter anderem eine breite Aufklärung über die Erkrankung und eine bessere Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten.

Scheibenbogen begrüßte die Prüfung von bisher nicht für die Behandlung von Long Covid zugelassenen Medikamenten und eine neue Richtlinie die Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA). Diese bereits im Dezember beschlossene Richtlinie des zentralen Selbstverwaltungsorgans im Gesundheitswesen soll für eine koordinierte und strukturierte Versorgung von Long-Covid-Betroffenen sorgen.

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